Sonntag, 2. September 2012

„Du musst lernen, auf dein Herz zu hören“

Der Horizont färbt sich in ein knalliges, leuchtendes Orange, über uns erstreckt sich der Himmel in ein zartes Rosa – wir sitzen inmitten  orange- roten  Buschlandes im  Zentrum der Kimberleys bei Sonnenuntergang. Kununurra liegt noch genau 30 Kilometer vor uns und hinter uns liegen über 1000 Kilometer Wildnis – morgen früh werden wir unsere Jobsuche in Angriff nehmen, denn so langsam schwindet unser australisches Vermögen – 300 $ bleiben uns noch.



Wir hatten es also wirklich geschafft bzw. getan: Nach mehr als 23 Übernachtungen auf unserer Rest Area  vor Broome konnten wir unsere Reise endlich in Richtung Norden fortführen. Wir konnten es kaum glauben, so unfassbar schön war es, sein Lager endlich mal an einem anderen Ort entstehen zu lassen. Wir hatten all die Zeit kein richtiges Lager,  auf dieser Rest Area wollte und  konnte keine Gemütlichkeit einkehren... Umso schöner war es also,  als wir eine gute Autostunde vor Fitzroy Crossing an einer richtigen Rastmöglichkeit campieren konnten. Wir trafen dort auf eine Reisetruppe bestehend aus zwei Italienern und einem Deutschen – alle drei so in unserem Alter. Die Drei reisen in einer Ford Limousine – und schlafen tatsächlich dort auch zu dritt drin: ohne Matratze, ohne Irgendwas – einfach auf den Stühlen: Respekt! Da haben wir mal wieder gesehen: Es geht immer beschissener! :D Wir wünschen uns in einem Bus zu reisen, die wären froh in einem Wagon, wie unserem ihren Weg durch Australien zu bahnen und was wünschen sich erst diejenigen, die nur mit einem Zelt und Rucksack umherreisen?!                                                                          
 So ist das Halt – man sehnt sich wohl immer nach dem, was man nicht hat?!
Bevor wir nach Kununurra fuhren, befolgten wir noch den ABSOLUTEN Geheimtipp des Australiers, den wir in Karratha und Broome von unseren Golf-Matches her kannten: Der 5 Rivers Lookout in Wyndham! Ian, so der Name des Australiers, wiederholte unzählige Male wie „beeeeeeautiful“ dieser Lookout doch sei. Er geht noch weiter und meint, dass dieser Ort sein Highlight von Australien sei – er müsse es ja wissen, so hat er nun schon zum fünften Male mit seiner Frau und Schäferhündin Sarah samt Geländewagen und Caravan diesen Kontinent umkreist- wie so fast jeder Australier das tut.

Das prägnante „Beeeeeeautiful“, wie er es aus seinem schnabelähnlich-geformten Munde nuschelte, bleibt uns wohl immer in Erinnerung! Wir malten uns aus: „Der 5 Rivers Lookout“…. Auf einem Hügel sind ein paar versteckte Sitzbänke inmitten tropischer Vegetation angebracht, die Sonne verschwindet am Horizont, der Himmel färbt sich in sein typisches Outback- Rosa und es ergibt sich ein dramatisches Bild über dem Zusammenfluss der fünf wichtigsten Flüsse  der Region! WOW!
Wir waren sehr dankbar für diesen Tipp, nahmen den Umweg von 60 Kilometern One Way gerne in Kauf und machten uns auf nach Wyndham.


Kununurra nach Wyndham

Der Weg dorthin war wahrhaftig spektakulär mit seiner unendlichen Weite und den Gebirgsketten der Kimberleys am Straßenrand, doch die Stadt an sich war völlig verwahrlost. Das Bild prägten Aborigines, die unter schattenspendenden Bäumen saßen. Wir folgten dem Schilderwahnsinn „5 R. L.Out“ durch die Stadt und der Straßenverlauf führte uns auf einen Hügel. Uff, es war schon fast ein Berg – nein, ein Gebirge! Es ging ziemlich steil und sehr kurvig bergauf. Unser Auto mag es gar nicht, wenn es aufwärts fahren soll. Alles knarrt und klirrt – fürchterliche Geräusche kommen aus dem Motorraum. Wir wissen nicht, was es ist, aber diese Geräusche erscheinen immer nur in hügeligen Gegenden. Merke: Bleibe stets in flachen Gefilden! No Worries!
Wir nahmen auf einem Felsvorsprung Platz. Der erklommene Gipfel bestand aus totem, rotem Sand und wir waren nicht alleine! Unzählige Australier aßen dort zu Lunch und fotografierten.


5 Rivers Lookout




„Warum machen die blöden Aussis von diesem Anblick Bilder?“: Es war EIN Fluss zu sehen. Wir liefen einmal um den kompletten Gipfel, doch es blieb nur bei einem Fluss.



"Wahrheitsbild"
 Es war unerträglich heiß, die Aussis nahmen die überdachten Picknickbereiche in Anspruch und da wir nach 10 Minuten immer noch nur EINEN Fluss und Industriegebiet warnahmen, beschlossen wir, uns wieder auf den Weg in‘s Tal zu machen – wir hatten auf einem Schild das Wort „Swimmingpool“ gesehen – jaa, das würde uns besänftigen.
Das Schwimmbad war leicht gefunden – es waren keine Besucher dort. Wir rüttelten am Tor, klopften an der Scheibe des Kassenhäuschens – Nichts! Mh, wir drehten uns um und wollten gerade gehen, da kam ein Mann um die 50 auf uns zu: „Oh Sorry, ich war gerade hinten, habe euch gar nicht gehört!!“ Er ließ uns auf das Gelände und  fand großes Gefallen an uns – wahrscheinlich eher an Gerdies Dekoltée. Er sorgte sich sehr um ihren hellen Hauttyp…dass er ihr nicht direkt anbot, ihr ihre Brüste einzucremen war ein Wunder!! Es dauerte nicht lange und er erkannte unseren Akzent und berichtete stolz, dass er als junger Mann für drei Jahre durch Deutschland reiste – er war nett, vielleicht auch nur, weil er betrunken war? Der Mann roch fürchterlich nach Alkohol, sein Gesicht war von diesem gezeichnet. Mir war die Situation sichtlich unangenehm: Die Vorstellung, dass ich hier mit meiner hübschen, halbnackten Freundin - alleine  wahrscheinlich noch mit diesem Spanner am Beckenrand klebend – schwimmen soll, bekam mir gar nicht. Gerdie fand die Situation aus mir unerklärlichen Gründen gar nicht so schlimm – dennoch gingen wir mit einer freundlichen Verabschiedung und ich brachte sie um das feuchte Vergnügen. Ein ander Mal …


Open

Outback
 
Am späten Vormittag kamen wir in Kununurra an. Wir schrieben uns im dortigen Jobcenter an 153er Stelle  als jobsuchend ein. Na super! Die Frau hinter dem Schalter grinste uns Mut machend zu und bemerkte, dass die Situation gar nicht so schlimm sei: Immerhin, es seien nur 65 Arbeitssuchende mit eigenem Auto vor uns in der Liste. Das schränke die Situation schon mal ziemlich ein..  Im Information Center übergab uns ein Angestellter eine Liste mit allen Farmen sowie Hotels und Restaurants im Umkreis: Die eventuellen Arbeitgeber bevorzugen es, dass man sich dort telefonisch meldete. Wir riefen jede aufgelistete Nummer an, bei 90 %  meldete sich der Anrufbeantworter. Gerdie sprach die üblichen Sätze. Wir konnten nichts anderes machen als auf einen Rückruf zu warten.
Die Stadt sah genauso aus wie Wyndham. Aborigines überall. Es ist ein schreckliches Bild: Diese armen, verwahrlosten, Alkohol trinkenden, nach Schweiß stinkenden und Schattensuchenden Menschen auf Wiesen am Straßenrand. Jeder hat eine Dose „ Emu- Bier“ im Wert von 5 Dollar/ 0,33 Liter in den Händen und vor ihnen stehen die leeren Verpackungen von Kentucky Fright Chicken oder auch Red Rooster im Wert von mind. 20 Dollar pro Box. Der Inhalt: Pommes und zwei Hühnerkeulen. Woher nehmen sie all das Geld?! Ja, wir wissen dass diese Menschen eine schwere Vergangenheit haben. Wir wissen auch, dass dieses nicht zu entschuldigen ist. Dennoch muss die derzeitige Eskalation doch bald mal ein Ende finden! Den Aborigines werden monatlich viele Gelder zugeschickt, sie können auf Staatskosten ihre Kinder in Schulen und Universitäten schicken - Häuser und Einrichtungen werden ebenso bezahlt. Doch in Fast Food, so scheint es, sei das Geld wohl besser angebracht?



100 Kilometer hinter Stadt: Mitten im Nichts!
Wann verändert sich mal was? All das, was ihnen  zugefügt wurde liegt Jahre, Generationen in der Vergangenheit.  Es scheint , als ob zwei Welten parallel zueinander ablaufen würden. Die Welt der Weißen und die Welt der Aborigines. Die Weißen beachten die Abos nicht und die Abos die  Weißen nicht. Wie lange soll das noch so weiter gehen?
Wir können diesen Anblick nicht mehr weiter ertragen. Es ist ein schreckliches Bild:
Man schaut nach rechts: Pöbelnde, besoffene Aborigines.
Man schaut nach links: Aboriginal Cultural Centre. Was das ist? Eine Art Gallerie, in der Bilder, Holzschmuck und Keramiken von Aborigines – handmade – hergestellt und verkauft werden.
Es ist ein skurriles Bild: Wer kauft da bitte was?! Wir nicht! Warum auch? Wer hat all das hergestellt? Die verwahrlosten Kreaturen unter den Bäumen wohl eher nicht? Eine Sonntagmorgens Treff Veranstaltung von von Langeweile erfüllten Weißen an die 90?! Wohl eher!
Was wir uns fest vorgenommen haben? Unbedingt, bevor wir diesen Kontinent verlassen noch ein Dorf von ursprünglichen Aborigines besuchen.  Auch wenn wir uns dann wohl eher wie Spanner vorkommen, es muss doch noch irgendwo in Australien ein Teil dieser Kultur  vorhanden sein?!
Wir verließen diese Stadt und somit auch die Kimberley Region: Die Staatsgrenze vom Northern Territory wartete in gerade mal 50 Kilometern auf uns.


Das sind übrigens die drei Typen mit der Ford Limousine

Wir sind gespannt, was die Landschaft im Territory zu bieten hat, so wurden wir doch die letzten Kilometer durch die Kimberleys ziemlich verwöhnt. Es zeigten sich spektakuläre Landschaftsformationen: Durch den kurvenreichen Highway ergab sich alle 3 Minuten eine neue Perspektive und somit ein neues Bild.


Kimberley Region



Outback :D
  Ein majestätischer Adler am Straßenrand bemerkt unser auf ihn zukommendes Auto, spannt seine Flügel auf und hebt zwei Meter vor einem Zusammenstoß vom Boden ab. Unglaublich schön und faszinierend! Wir sind diesen riesigen Geschöpfen des Himmels noch nie so nah gewesen, wie hier in Australien.



Leider dämpft der Anblick dieser Tiere unsere Laune auch schlagartig immer wieder:
Sobald die Scharen von Geiern und Adlern in den Lüften verschwinden, macht sich das  Bild breit, welches sie anlockte: Noch ein totes Känguru am Straßenrand.



In unserer Zeit hier in Australien haben wir wohl mehr tote als lebende dieser süßen Geschöpfe gesehen. Man kann sich nicht vorstellen, wie viele tote Tiere am Straßenrand liegen, oder wohl eher zermatscht auf der Fahrbahn kleben. Alle 50 Meter liegt eine tote Kuh, ein riesiger toter Bulle, mal ein totes Pferd, riesige Wildscheine liegen verletzt am Straßenrand und wohl das typische tote Tier: Das Känguru. Die tonnenschweren Road Trains rammen die Tiere einfach um, wenn die Fahrer einen Zusammenstoß überhaupt wahrnehmen…  doch viele Autofahrer haben keine Chance – vor allem nachts!  In den abgeschiedensten Gegenden markieren weiße, blumengeschmückte Kreuze die tödlichen Stellen. Nicht ohne Grund sind die meisten Autos ausgerüstet wie Panzer: Riesige Bulldozer-Stangen sind vorne an den Wagen angebracht – für den Fall der Fälle. Unser Wagen ist damit nicht ausgestattet, daher vermeiden wir es nachts zu fahren. Wenn wir keine andere Möglichkeit haben, fahren wir so langsam wie es nur geht. Noch haben wir nichts platt gefahren. Naja, ein durchgeknalltes Emu irgendwo in South Australia ist unserem Auto auf dem Highway mal bedrohlich nahe gekommen – doch eine Notbremsung rettete unser dreier Leben!



Road Trains: Immer wieder ein Erlebnis, wenn ein bis zu 56m langer Truck an einem auf der einspurigen "Autobahn"  entgegenbrettert und einen mit voller Wucht beinahe in den staubigen Straßengraben drückt...Ganz davon abgesehen, dass sich seit Neustem durch den starken Gegenwind unsere Motorhaube anhebt! :D


Müüdeee, was eine laaaaange Fahrt!!

Kurz hinter der Staatsgrenze kamen wir auf einer Rest Area inmitten eines Gebirgsarmes vor Erschöpfung zum Erliegen - wir waren groggie!! Warum wussten wir auch nicht. Wir waren ja nicht lange gefahren, vielleicht war es einfach nur Lagergeilheit?!  Wir parkten das Auto neben einer Feuerstelle und ließen uns in unsere King- Size- Luxus- Sessel nieder - auf dem Gasbrenner kochten unsere Nudeln.


Lagerlaune: Schon unglaublich oder? Das ist seit schon über 8 Monaten unser australisches zu Hause... Schlafzimmer, Küche, Kontrollraum und Gerdie liegt auf einem der Sessel der "Wohnzimmer"! :D

Currynudeln
Zwei Deutsche parkten ihre Limousine neben uns und begangen sächselnd ein kleines Zelt aufzubauen. Wir schauten uns an und es schoss wie aus der Pistole:“ DEUTSCHE!!“ Nach dem Essen, als die beiden am Feuer saßen und sich über Manuel Neuer unterhielten platzte es aus Gerdie:“ Ey, ich hab dem schomma ein Bier gebracht!!“ Sie hat‘s immer wieder drauf, wenn es darum geht wildfremden deutschsprachigen Reisenden ein Gespräch aufzudrücken! Wenn man nach einem Monat in Broome nur auf Idioten traf, sich nicht mitteilen konnte, mussten neue Opfer gesucht werden, um den Gesprächsüberfluss loszuwerden!? :D 
Die beiden waren sehr nett, es war ein lustiger Abend! Andre ein Backpacker und sein Freund Robby, der seinen Kumpel hier einfach mal im Urlaub für drei Wochen besucht hatte. Vor 10 Tagen waren sie mit einem frisch erworbenen Auto in Perth gestartet – sie hatten es ziemlich eilig. Wir tauschten etwas Lektüre, frühstückten am anderen Morgen noch zusammen und dann gingen wir wieder getrennte Wege.


Wir machten uns auch auf den Weg- schön mit 80 Km/h – keine Chance mit Andres und Robbys 130 Km/h mitzuhalten. Ja, das ist aktuell unsere Reisegeschwindigkeit – wir können somit wirklich sehr viel Geld einsparen und Zeit haben wir ja ohnehin – ganz davon abgesehen, dass die Benzinpreise von 1.34 $ längst der Vergangenheit angehören- bis zu 2.30 $ werden aktuell für den Liter verlangt.


Wir entschuldigen uns für die vielen "Straßenbilder", doch sie prägten unseren Trip...

Nach 300 Kilometern waren wir erneut völlig erschöpft – diese langsame Reisegeschwindigkeit geht echt an die Nerven, vielleicht ist es auch diese unglaubliche Weite und Einsamkeit auf dem einspurigen Highway. Kurz vor Katherine, der nächst größeren Stadt vor Darwin, legten wir eine Pause ein, machten uns eine riesen Schüssel voll mit Wasser, stellten unsere Füße ins kalte Nass und beschlossen die Nacht hier zu verweilen. Das fürchterliche Gejaule und Geheule der Dingos ließ uns kaum schlafen, vor allem Gerdies Phantasie drehte durch: „Das hört sich an wie eine schreiende Frau!!“ „Ich kaaaaann nicht schlaaaaafen!!“ „ich habe AaaaHaaaangst!“ :D :D
Jetzt könnt ihr euch ja vorstellen, wer wen nicht schlafen ließ;)


Dingos: Nicht Füttern! Tiere gewöhnen sich zu sehr daran und werden vom Menschen abhängig. Das kann schwere Angriffe zur Folge haben!

Katherine, 5000 Einwohner – für diese Region eine wirkliche Großstadt.  Es gab so gut wie alle Geschäfte, die man zum Leben brauchte – es waren sogar Job Center vorhanden. Wir wussten, dass in der Umgebung von Katherine aktuell Wassermelonen geerntet wurden – vielleicht würden wir ja dort fündig?! In einem Job Center, welches auf Backpacker spezialisiert war, erhielten wir die Antwort, die wir nicht hören wollten – oder vielleicht doch?! „Aktuell gibt es keine Jobs! In ca. einem Monat werden genauso wie in Darwin Mangos geerntet. Tragt euch doch einfach hier in die Liste ein, mit viel Glück bekommt ihr kurz vor Beginn der Saison einen Anruf – ihr habt doch noch vor ein paar Wochen hier in der Stadt zu bleiben?!“, sprach der komische Mann aus dem Job Center. Na toll, wir trugen uns ebenfalls in drei weiteren Job Agenturen in eine endlos  erscheinende Liste ein!
Doch wie erwähnt, vielleicht waren wir über diese Umstände gar nicht so traurig. Wir ließen uns an einem schattigen Ort nieder und hielten Krisenrat. Was sollten wir tun? Wir hätten bald kein Geld mehr- 150 $ blieben uns noch. Die weiten Distanzen zwischen den Städten waren sehr kostenintensiv.
Eigentlich war es klar: Katherine gefiel uns nicht! Es war tropisch, schwül heiß, überall lungerten wieder die Aborigines rum und es gab abgesehen vom Baden in den heißen Quellen nichts zu tun. Wir wollten weiter und somit war es beschlossene Sache- wir würden in naher Zukunft unsere deutschen Konten beanspruchen müssen. Wir wollte uns noch für eine Stunde in den „Hot Springs“ bei 32 Grad Wassertemperatur  „abkühlen“ (Ja, bei an die 40 Grad Außentemperatur war es wahrhaftig eine „Abkühlung“) und dann sollte es weiter ins Top End gehen.
Im Wasser planschend trafen wir zwei deutsche Mädels, die unsere zuvor geschmiedeten Pläne wieder zu Nichte machten:
Sie berichteten uns, dass sie dort schon seit einigen Wochen arbeiten würden, sie hätten ihr eigenes Camp ca. 1,5 Km außerhalb der Innenstadt, ihre Hot Springs und wir sollten den Kopf noch nicht ins Wasser stecken und nach einem Job Ausschau halten - denn Arbeit gäbe es  im Überfluss und Katherine sei eine tolle Stadt, der man eine Chance geben sollte.
Die beiden wirkten wirklich sehr nett, sie luden uns auf ihr Camp ein, kritzelten den Weg dorthin auf einen Stadtplan und wir verabschiedeten uns. Am Auto stellten wir erschrocken fest, dass wir beinahe 3 Std in den Hot Springs verbracht hatten – es war ohnehin viel zu spät jetzt noch weiterzufahren, es würde bald dunkel werden… Warum also nicht?
Wir waren die ersten auf dem Geheim- Camp: Nach mehreren Stunden waren wir immer noch alleine und beschlossen somit, uns aufs Ohr zu hauen. Kaum zogen wir unsere Monster- sowie Quietsche- Entchen Schlafanzüge an, fuhr ein Auto nach dem anderen aufs Camp. 10 Minuten später entstand ein riesiges Lagerfeuer 5 Meter von unserem Auto entfernt. Die beiden Mädels aus den Hot Springs klopften an unserer Scheibe und luden uns ans Feuer ein – Ja, wir waren etwas verschüchtert, nachdem wir im Licht des Feuers sahen, dass mindestens 8 weitere Personen um die heiße Glut hockten.
„Welcome to our little community!!“, quietschte ein kleines, blasses, hocherfreutes deutsches Mädchen mit Pilotensonnenbrille (Das Feuer muss sie wohl ziemlich geblendet haben?!).
Franzosen und Deutsche waren die Bewohner dieses Camps. Es war ein netter Abend, auch wenn wir uns nicht ganz so wohl fühlten. Ihr kennt das ja sicher auch, wenn man sich Menschen  gegenüber hat, die zwar ganz nett sind, ei denen aber der Funke noch nicht ganz so übergesprungen ist?!
Die Franzosen sprachen das schlechteste Englisch welches wir jemals in unserer Zeit hier in Australien von menschlichen Wesen vernahmen und die restlichen Deutschen versuchten perfektes, Akzentfreies, mit extra untergehobenem australischem Slang Englisch zu sprechen.
Eines der Mädchen berichtete stolz, dass sie und ihr Freund in der Alkoholbranche tätig seien:
 „Ich arbeite in der städtischen Kneipe als Barhure und mein Honey arbeitet im Bottle O Shop, direkt neben der Bar. Es ist so toll hier in Katherine. Alle Menschen kennen mich, weil ich ja in der Bar arbeite und daher ein total wichtiges Bindeglied bin. Katherine ist die tollste Stadt in Australien, weil hier sind die Hot Springs und die Aborigines – die ich totaaal mag. So ein tolles Volk.“
Auf unsere Frage hin, was bitte an den dortigen Aborigines so toll sei, blickte sie uns verdutzt an:
Die sind alle soooo freeeeeundliiiich!!“
Besoffen, in einer abgefuckten Bar sind alle freundlich!!!
„Neeeein, so ist das gar niiicht! Wie kommt ihr denn auf sowas! Die sind IMMER freundlich! Ich arbeite nämlich in der Alkoholbranche und weil ich da arbeite, sehe ich nämlich wie toll die sich dort verstehen, wenn die ab 14:00 Uhr total breit und besoffen vom Security Chef auf die Straße geschmissen werden….“
Okay ganz soo hat sie das jetzt nicht formuliert, vielleicht haben wir es leicht subjektiv wiedergegeben.
„Aber es ist ein unglaublich spannendes und faszinierendes Bild, wenn sich dann so ab 17:00 Uhr das Aboriginee und das Weiße Volk total besoffen vermischen – Ja, dieses besondere Schauspiel von Gemeinschaft bleibt nur mir als Barhure vorbehalten.
Wir hatten keinerlei böse Absichten – so wirkten die Mädels in den Hot Springs doch noch ganz nett- dennoch bemerkten wir so langsam, dass wir doch komplett unterschiedliche Ansichten vertraten, welche die Stimmung so langsam ins Wanken geraten ließen.
Wir gaben ihr zu verstehen, dass Katherine nicht unbedingt das Fleckchen Erde unserer Wahl sei – dies konnten wir doch wohl stolz und zurecht behaupten, da wir mittlerweile schon annähernd ¾ dieses Kontinentes bereist hatten -  woraufhin wir diesmal nicht nur Ungläubigkeit sondern auch Empörung  in ihr Gesicht zauberten. Wir stellten DIE Frage: „Wo wart ihr denn schon überall?“
Es stellte sich heraus, dass die beiden  ausnahmslos staubige Inlandsrouten gewählt hatten. Selbst den Ayers- Rock hatten sie passiert. Jetzt können wir ihre Ansicht verstehen: Was soll man da auch besser als Katherine finden?
Wie dem auch sei, wir ließen uns von dem Gerede beeinflussen: „Wenn die hier einen Job gefunden haben, dann schaffen wir das doch wohl auch!“ – und wir wurden fündig... in einer kleinen Bäckerei als Barista. Penny, so sollte unsere neue Chefin heißen, war unglaublich freundlich – wir waren hin und weg. Montag dürften wir zu einem Probearbeitstag erscheinen, der Job schien aufgrund der beiderseitigen Sympathie  schon in der Tasche! Auf dem Parkplatz  im Auto sitzend  schauten wir uns um und schlagartig wurde die gute Laune getrübt.
 „Katherine ist scheiße!! Eigentlich wollen wir doch gar nicht bleiben, warum haben wir uns hier also schon wieder etwas gesucht und vor allem, warum haben wir immer so ein „Glück“ und finden auf Anhieb etwas!!?“ Wir waren traurig und frustriert, hielten fast zwei Stunden Krisenrat und fuhren Unterstützung suchend zur „Community“ – doch von der erhofften Zusprache keine Spur. „Wie ihr wollt gehen? Ihr habt doch einen Job gefunden. Ist doch voll toll hier, hier sind die Hot Springs, bla bla – wenn ihr dann aber los wollt, sagt uns vorher Bescheid, denn dann kann ich den Job in der Bäckerei ja eventuell „übernehmen“!!“
Tolle Community… Wir brauchten jemanden, der uns versteht. Gerdies Mama gab uns am Telefon den Zuspruch, den wir hören wollten! :“Fahrt weiter, wenn ihr wollt. Es dreht sich nicht nur alles um‘s Geld!“
Wir taten in diesem Moment wirklich das einzig Richtige: Wir vertrauten auf unser Herz! Es tat so gut… Wir gingen einkaufen, tankten den Wagen Rand voll, sagten der Jobzusage ab und fuhren in Richtung Norden- ins tropische Top End!
Es war wie ein kleiner Befreiungsschlag: Ja, wir waren zufrieden. Wir akzeptierten, dass wir dann bald mit unserem australischem Geld auslaufen würden und unsere deutschen Konten abwirtschaften müssten – so soll es sein, Hauptsache wir sind glücklich.
Merke: Höre auf dein Herz, der Verstand ist nicht alles… <3
Wir kehrten Katherine vorerst den Rücken und sausten in 3 Stunden in den Litchfield National Park: Ja, das hatten wir uns jetzt wirklich verdient – entspannen und baden in Rockpools und unter erfrischenden Wasserfällen. Wir zogen unsere Badesachen an und aalten uns in die wassergefüllten Becken. Ein kleines Paradies auf Erden! <3








Nachdem die Sonne schon fast untergegangen war, suchten wir das Bushcamp auf- so langsam wollten wir unser Lager doch endlich errichten und uns aufs Ohr hauen. Alle Plätze waren belegt, wir fuhren zwei Runden um den gesamten Platz: Es blieb dabei. Kein Platz mehr frei. Wir parkten unser Auto kurzentschlossen vorm Toilettenhäuschen und wollten dort campieren -  dann kam Georgi, eine super nette Australierin aus Sydney auf uns zu: „Ey, ich teile meinen Platz mit euch….!“
Wir hatten einen super Abend mit dieser wirklich tollen Frau. Wir verbrachten ihren letzten Urlaubsabend gemeinsam, bevor es für sie wieder in den Alltag gehen sollte. Sie gab uns viele Tipps und Ratschläge, hat uns einfach mal zugehört, wir hatten ein Ohr für sie und ja, es war eine sehr vertraute und schöne Atmosphäre vorhanden. Beim gemeinsamen Frühstück und einem exzellenten frisch aufgebrühten Kaffee gab sie uns all ihre Vorräte von Klopapier bis Nüssen, Thunfisch in Konserven und allem möglichen Infomaterial mit auf den Weg.
Es ist wundervoll was man hier für unerwartete Begegnungen macht- dennoch ist es immer wieder schade, dass sich die Wege auch genauso schnell trennen. Doch vielleicht ist ja auch das gerade das Besondere an dieser Art zu reisen!?

Cascades


Am nächsten Morgen machten wir den Litchfield unsicher. Rucksäcke waren mit dem Wichtigsten gepackt und auf ging es zu unserem Buschwalk – zu den Cascades Falls. Wir kletterten diesen Berg,… -also in unserer Erinnerung war dieser Berg mindestens so hoch wie die Zugspitze- so fertig waren wir- bergauf. Voller Erschöpfung erreichten wir den Gipfel- riesige kristallklare Rockpools brachten die ersehnte Abkühlung! Es war wundervoll. Wir waren dennoch etwas ängstlich :D Die komplette Area war mit „Danger Crocodiles“ -Schildern versehen- doch man hatte uns vergewissert, dass diese Zone Krokodilfrei sei und  was sollen wir sagen?! Es ist auf jeden Fall noch alles dran! :D




Sorry- ziemlich unscharf

Wir folgten den Wasserfällen wieder hinab- rechts und links war alles voll mit tropischem Regenwald. Wir waren hin und weg: So etwas hatten wir zuvor noch nie gesehen. Endlich fand die heiß und lang ersehnte Veränderung statt… Urwaldgeräusche, Fledermäuse in den Palmen und Bäumen, Lianen, riesige Spinnen und ihre Netze und diese gewaltigen Wasserfälle…und vor allem: wir hatten die komplette Natur für uns allein! Es tat so gut, man konnte die Seele einfach baumeln lassen und die Umwelt genießen.











The Golden Orb




Taube?



Fledermäuse unter den Palmenwedel

Regenwald
 
Am nächsten Morgen, nachdem wir uns einen Platz auf dem Bush-Camp mit einem französischen Pärchen geteilt hatten (Ja, man darf nicht über einen Kamm scheren, die beiden waren noch gerade so zu ertragen :P), beschlossen wir nach Darwin zu fahren. Komisch nicht?! Wir können es auch nicht erklären, wir hatten keinen Zeitdruck, keinen Geldmangel und dennoch sagte unser Herz: Weiter!! Und dem folgten wir… In Darwin- die tropische Hauptstadt des Top Ends- angekommen, ging das merkwürdige Spielchen unserer Seelen weiter:


Darwin City



 Wir aßen einen Sub, gingen einkaufen, in‘s Infocenter, in dem man uns erklärte, wo wir überall Fische füttern könnten?!?! Und Schwupps, nach drei Stunden waren wir auch schon wieder raus aus Darwin! Merkwürdig oder?? Aber irgendwie müssen wir ja ehrlich zugeben, dass uns hier mehr die Natur als die Städte interessieren…. Besonders, wo diese sich eh der Reihe nach ziemlich ähneln! ;)


Darwin und Umgebung: Top Urlaubsort vor allem für Deutsche!! Es ist immer wieder witzig, die überforderten Touris in ihren gemieteten Luxus Campern zu sehen, wie sie krampfhaft versuchen sich und ihre Familie nicht in den Gegenverkehr zu manövrieren.

Wo ging es nun also hin??


 In den Kakadu-National-Park,


Weltnaturerbe, nördlichster Teil des Northern Territory und in den Wetlands der Region gelegen!! Doch zuvor mussten auch wir uns einmal davon überzeugen, in welch einer gefährlichen Region wir uns zu gegebenem Zeitpunkt befanden: die Jumping-Crocodile-Cruise musste her: Zwar etwas mies den Tieren gegenüber, aber immerhin: diese leben in freier Wildbahn im Adelaide River, über 7000 an iher salzwasserkrokodiligen Zahl und werden nur dann Teil der Show, wenn sie Hunger haben!! :D Es ging für eine Stunde raus aufs Wasser, einen Eimer mit Schweinestückchen und die Angelroute mit an Bord! Die Viecher, bis zu sieben Meter lang, aalten sich auf ihren Sandbänken und starrten uns mit ihren Voldemort-Augen an!! Und ja, sie können wirklich springen! Soooooo unheimlich!!! Man sieht nichts in dem trüben Moorwasser und auf einmal ZACK ist die Schnauze von dem Vieh quasi vor einem, wenn das riesige Tier versucht, nach dem Stückchen Fleisch an der Angelroute zu schnappen.









Seeadler wurden auch angelockt ...

Das Wildschwein - Krokodil! :D
Nun aber wieder zu unserem Weltnaturerbe im Top-End, dem Kakadu-National-Park! Um 50 Dollar Eintrittsgeld waren wir ärmer, aber um so viele schöne Bilder reicher, denn ja… der Kakadu besticht nicht nur mit seiner umwerfenden Natur (Wetlands, tausende von Vogelarten, Wasserfälle, Rockpools, atemberaubende Felsen….), sondern auch mit seinen Höhlenmalereien, so gut erhalten wie fast nirgendwo sonst“!!



Sonnenuntergang über den Wetlands

Unser Wetland - Lager

Jedes Bild hat seine eigene Geschichte und manche, so sagen die Aborigines, haben nicht sie, sondern die Mimi-Geister gemalt…. Denn mal ganz ehrlich? Wer sonst sollte sonst so hoch oben malen?? 











Mehrere wunderschöne Walks warteten nun also auf uns und unser Highlight: Die Plattform von Ubirr…. Nach einem kurzen Anstieg auf feuerrote Felsen hatte man einen atemberaubenden Ausblick: vor einem liegt das Arnhemland: weite Wiesen, nur so von Wasser durchtränkt, ein Blick, der meilenweit geht…. Links hängt die untergehende Sonne und rechts, auf selber Höhe der aufgehende Mond! Eine wunderschöne Szenerie…. So schön, dass wir sie gleich zweimal bestaunen mussten, denn ja: auch wir, die wir ja sonst immer weiter und weiter wollen, haben Orte, an denen wir einfach verweilen müssen, die uns überwältigen und fesseln!!







Ubirr

 Da uns allerdings der Campground für die zweite Nacht zu teuer war (20 Dollar die Nacht) machten wir einen waghalsigen Umgehungsversuch: wir parkten das Auto auf dem Camp, rannten so schnell wie möglich vom Platz runter und liefen den ganzen Weg hoch zum Look-Out… kurz vor Sonnenuntergang kamen wir auch wirklich verschwitzt und ausgelaugt dort an :D!! Einige weitere Stunden später kamen wir in völliger Dunkelheit, „leicht“ verängstigt an unser Auto…. Zwar verschwitzt, zerstochen und absolut KO, aber glücklich! Es hatte funktioniert!!! Kein Geld bezahlt und ein wunderschöner Abend ….:) und hey, ein wenig Fett konnten wir ja eh verlieren, so viele Kohlenhydrate, wie wir hier in uns rein fressen :D!!



Ubirr: Zu spät! :D

Am nächsten Tag auf unserem Stöberkurs durch die Galerien trafen wir doch tatsächlich Robbie und Andre, unsere beiden deutschen Bekanntschaften von zuvor ….:) aber so ist das hier nun mal… fast jeder hat in diesen sonst so leeren Gebieten eigentlich die selbe Route… sehr selten sieht man sich nur einmal!:) Und manchmal, so wie jetzt, kann das wirklich schön sein!!
Auf unserem Rückweg, rein ins Red Center, mussten wir notgedrungen wieder in die wunderschöne Stadt Katherine, denn nein, mehrere Wege gibt es hier nicht- entweder DEN Highway oder keinen! So gut so schön, trafen wir bei MC Donalds natürlich Teile der Community wieder, die uns spöttisch fragten, ob wir nun also doch zu überstürzt gehandelt hätten und für den Job zurückgekommen seien.  So war es eben nicht – und so konnten wir umso spöttischer grinsen, als sie uns berichten mussten, dass die Polizei ihr tolles Camp geräumt hatte und sie nun immer auf dem MC Donalds Parkplatz standen! … Tja so spielt das Leben!?! Hatten wir also doch nicht ganz so falsch gelegen mit unserer Entscheidung??

Bushfire near Katherine


Für uns ging es immer weiter Richtung Süden, raus aus den Tropen- denn so schön es dort auch ist, wir halten es dort auf Dauer einfach nicht aus. Es ist zu warm, feucht und zu viele Mosquitos zerstechen unsere Leiber.
Wir hatten uns letztendlich dazu entschlossen, den Weg ins Red Center und zum Uluru, dem großen roten Berg oder bei euch vielleicht auch besser bekannt als Ayers Rock, doch „zu Auto“ auf uns zu nehmen und nicht zu fliegen …. Denn wenn schon einmal rum, dann auch einmal rein, oder?!Wenn schon, dann richtig. Der Weg ins rote Zentrum war weniger Rot als erwartet, denn ja, es war doch immer noch Winter und somit grüner als normalhin. Und das merkten wir auch in der Nacht… Tagtäglich kühlte es runter bis auf minus 2 Grad, eine schlimme Umstellung für unsere Körper und das merkten wir auch, so zermatscht wie wir uns morgens fühlten.


Red Center = Alienland?! Tatsache ist, dass hier wohl die meisten Ufos gesichtet wurden...
 
...klebte an der Scheibe der Tanke


Aber mal Schluss mit dem Genörgel, denn schließlich hat diese Kälte uns um 2 neue Freunde und eine wunderbare Erfahrung reicher gemacht!  Warum? Michaels und Kathrins Auto (beide aus Erfurt) geht immer erst ab 15 Grad an, wie wir erfuhren, als wir helfend auf sie zukamen, nachdem des Morgens ihr Motor nicht ansprang…. Das sei ganz normal, sagten sie und grinsten…. Doch irgendwie schienen wir uns von Anhieb an sympathisch und beschlossen kurzum die folgende Nacht vor Alice Springs zusammen zu verbringen. Letztendlich blieb es nicht nur bei dieser einen Nacht, sondern bei über einer Woche und einer gemeinsamen Reise durchs innere Outback. Wir hatten Menschen gefunden, die nicht nur unsere Muttersprache, sondern auch ihre Ansichten mit uns teilten. Die beiden sind genauso „spießig“ wie wir :D, hassen die ganzen asigen Backpacker, die überall nur rumlungern und chillen oder Party machen und genießen es mal einfach ihre Ruhe zu haben und die Landschaft zu genießen – sprechen sogar während  langer Fahrten ebenfalls mit ihren Kuscheltieren!!! :D
A propos :D
Da war es nun so weit, es hat 8 Monate gedauert, bis wir auf Menschen trafen, mit denen wir einfach viel mehr Zeit verbringen wollten und auch konnten. So oft hatten wir uns ausgemalt, wie schön es doch wäre mal mit anderen Backpackern einen Teil dieses Kontinentes zu bereisen- und dann war es auf einmal so weit.

Ein anderes Lager: Unser Wagon und Michas und Katrins grüner Delica!

Kakadu
 Da die beiden genauso bescheuert sind wie wir und wir uns wohl gegenseitig nicht auf die Nerven gehen wollten, gaben wir uns so viel „Freiraum“ ,wie nur möglich. Wahrscheinlich waren wir alle zeitweise doch etwas zu fürsorglich zu einander, da es ja für uns alle eine neue Situation war. Doch es war toll, so wie es war. Wir haben Reisende erlebt, die reisen seit mehreren Monaten in einem 5 Auto Konvoi durch das Land- großen Respekt an dieser Stelle: Auf Dauer stellen wir es uns ziemlich schwierig vor, alle Wünsche  jedes Einzelnen erfüllen zu können- doch wir denken, Franzosen haben da auch wieder einen anderen kulturellen Hintergrund: Das klappt bei denen schon alles! :D


Ayers Rock - Sunset

Da stand er nun wirklich vor uns: The Rock, der Fels, ein Stein, ein ziemlich großer, prachtvoller Stein,… Jaa, da fährt man abertausende von Kilometer um einen großen, roten Stein zu sehen?! Es ist schon witzig, wenn man so darüber nachdenkt: Doch egal wie häufig wir den Ayers Rock nun schon auf Flyern, Postkarten, Broschüren und in sonstigen Souvenirs Shops gesehen hatten, der Anblick dieses einzigartigen Monoliths ist wirklich wundervoll und war die lange Anreise wirklich wert. Es war ein atemberaubender Anblick,denn das Besondere: Der Uluru wechselt beinahe stündlich sein Erscheinungsbild- morgens schimmert er leuchtend orange, mittags in  knalligem feuerrot und abends, so scheint es, glüht er immer mehr auf, bis die untergehende Sonne ihn in einen grauen, stumpfen Brocken verwandelt.



Mit Pascal - during the day
 Wir haben den Uluru in einem an die 10 Kilometer langem Walk umlaufen- wir sind nicht hinaufgeklettert. Für viele Urlauber spiegelt die Besteigung des Ayers Rocks ein Highlight wieder- wenn nicht sogar das Highlight.


Natürlich haben wir ihn in Havaianas umlaufen...
 Das Land um Uluru ist Eigentum der Aborigines – vielmehr verpachtet „Parks Australia“ den Aborignes „IHREN“ Fels, der für sie eine unglaublich wichtige und spirituelle Bedeutung hat- er ist für sie eine heilige Stätte. Die Aborigines sehen es als absolut respektlos an, wenn die Weißen Uluru besteigen, doch „Parks Australia“ hat bedenken, dass wenn sie den Pfad sperren, die Besucher fernbleiben. Wenn einige Urlauber die Besteigung des Ulurus nicht auf ihrer Prioritätenliste abhacken können, warum sollten sie also den weiten Weg ins Red Center bis nach Alice Springs und dann von „Alice“ noch einmal 400 Kilometer bis in den National Park in Angriff nehmen?! Es ist eine blöde Argumentation- dennoch vertreten viele genau diese Meinung.


The Olgas - Schwesterformation des Ayers Rock

The Olgas - Sunset

So ist es das Gleiche mit Sand und Steinen des Kata-Tjuta-National-Parks: alle Teile sind heilig und dürfen nicht von ihrem angestammten Platz entfernt werden, sonst, so heißt es, könnte eine Art Fluch auf den Entfernern liegen…. Und das scheint zu stimmen: Das sog. Sorrybook liegt im Cultural Center aus und beinhaltet Schreiben aus aller Herren Länder der Welt, in denen sich die Adressaten für das Entfernen entschuldigen und schlimme Gegebenheiten schildern, die sich nach der Mitnahme in ihrem Leben und dem ihrer Mitmenschen ereignet haben. Anbei hat jeder einzelne Sand und Stein wieder zurückgesendet…. An den Ort, an den sie auch gehören!


Alle zusammen
 Am ersten Morgen nach der Ankunft am Uluru hatten wir unser verbotenes Highlight: Kathrin, Michael und wir beiden hatten keine wirkliche Lust, 35 Dollar für den anliegenden Caravanpark zu zahlen und stellten uns kurzentschlossen einfach vors Resort an die Straße…. Und das sollte sich auszahlen. Durch den Vogelgesang des Morgens geweckt,  öffneten wir die Tür und da war er : The Rock am Morgen in erwachendes Babyrosa und –blau gehüllt und noch leicht von Nebelschwaden zugedeckt – ein bezauberndes Bild.


Aus der "Autotür" raus fotografiert... Sunrise
 Da wir nun also in der Mitte von Nirgendwo waren, ergibt sich eine weitere Besonderheit: Es  gibt kein Licht und kaum „städtische Ausdünstungen“ wie Smog und Abgase, weshalb  die Sicht auf den Sternenhimmel einfach phänomenali ist. Somit konnten wir uns eine kleine Astrotour nicht aus dem Kopf schlagen.  Wir sahen die Milchstraße so riesig und klar, leuchtende Sternenschauer, so viele Sternschnuppen wie noch nie zuvor…. Saturn und Mars ganz nah vor’s Teleskop geholt und den riesigen dunklen Emu, der über uns am Himmel hing. Ein Highlight natürlich immer wieder: Das Kreuz des Südens, das Wahrzeichen Australiens, welches man nur in den südlichsten Gebieten der Welt, also hier, erblicken kann.  Mit auf der Tour natürlich Kathrin und Micha und 20  weitere Japaner, die  aber nach zehn Minuten voller Unruhe, da sie natürlich kein Wort Englisch verstanden und nach mehreren Versuchen, den Sternenhimmel per Blitzlicht zu fotografieren, das Weite in den Busch hinein suchten :D!!! 
 Immer wieder ein Bringer, mit diesen Bussen voller brabbelnder Chinesen, sag ich euch…. Alle Funktionen der Kamera kennen sie, aber die Worte leise oder Englisch?? Nie gehört…. So begegnete uns der ganze Trupp natürlich auch wieder bei unserem Walk durch den Kings Canyon…. Fotoschiessend hielten sie an jeder Ecke an. Mittlerweile glauben wir, dass jeder Zentimeter der Erde bereits mit einem chinesischen Kopp davor fotografiert wurde.
Kings Canyon: Garden Eden... tropische Vegetation in sonst karger Landschaft





Der drei Tages Pass des Ulurus verlor so allmählich seine Gültigkeit, die Zeit dem Red Center den Rücken zu kehren und der Abschied von Michael und Kathrin rückten somit immer näher. Den letzten Abend mit den beiden verbrachten wir  dort, wo alles angefangen hatte, genau dort, wo ihr Auto eine Woche zuvor in der Frühe nicht anspringen wollte- bei den Devils Marbles.


Devils Marbles







Devils Marbles: Sunset
Auf dem Weg ins Red Center haben wir die „Murmeln des Teufels“ genau mit der untergehenden Sonne erreicht- wir konnten sehen, wie der kommende Schatten die Steinformationen bedeckte... Aber nun blieb uns der Anblick der rot glühenden Murmeln nicht verwehrt.
Nach einer letzten  Dusche am nächsten Morgen machten wir uns alle gemeinsam auf den Weg zu „Three ways“, der Stelle, an dem sich unsere Wege in Richtung Norden und Osten trennen würden. Wir wurden etwas wehmütig, je näher wir der Dreischildertafel kamen, doch mit einer letzten Staubwolke und lautem Gehupe verschwanden unsere neu gewonnenen Freunde in Richtung tropischer Hitze und wir machten uns auf zur Ostküste, zu unserem letzten Staat und zugleich zur letzten Etappe unserer Reise…



Aber was uns dort widerfahren ist und wo wir aktuell rumhängen, das ist ein neues Kapitel - denn wie Ramons Bruder immer sagt: „Eure Blogposts sind so lang wie die Bibel, das kann doch kein Mensch lesen….“
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P.S. NOCH 112TAGE!!!
Wir sind überglücklich euch mitteilen zu dürfen, dass wir am 22.12.2012 in Sydney um 17:20 Uhr abheben und pünktlich zum Weihnachtsfest zu Hause sein werden.
Die allerliebsten Grüße in die Heimat
Gerdie und Ramon